Die Gewässer an der norwegischen Westküste bei Stad in Sogn og Fjordane gelten wegen außergewöhnlichen Kombinationen von Meeresströmungen und Untiefen und damit verbundenem hohen Wellengang als besonders anspruchsvoll für jeden Kapitän. Ein 1,7 Kilometer langer und ca. 1 Milliarde Kronen teurer Schiffstunnel soll die Passage zukünftig überflüssig machen.
Weltweit gibt es noch kein Bauwerk dieser Art in der Größe, wie es nun in Norwegen geplant ist. Seit über zehn Jahren wird dieses Projekt im Land geplant und diskutiert. Erste Überlegungen für einen Tunnel gibt es schon bereits seit 1870. Nun erteilte das norwegische Verkehrsministerium der Küstenverwaltung den Auftrag zur Ausarbeitung des Projektes.
Der Tunnel ist Teil des norwegischen Verkehrsplanes 2014 – 2023. Insgesamt sind für die Realisierung eine Milliarde Kronen (ca. 115 Millionen Euro) eingeplant. Mit 37 Metern Höhe und 36 Metern Breite wird er für große Frachtschiffe sowie das größte Schiff der Hurtigrutenflotte, die MS Midnattsol, befahrbar sein.
Die Meeresgewässer vorbei an der Halbinsel Stadlandet, auf der das Westkap liegt, gelten als besonders unruhig und daher gefährlich. Es werden hier Wellen bis zu über 30 Metern Höhe gemessen. Viele Schiffe sind hier schon verunglückt.
Bei schlechten Wetterverhältnissen kommt es im Frachtverkehr sowie bei den Hurtigruten immer wieder zu Verspätungen. Bei Sturm ist nahezu kein Schiffsverkehr möglich. Die Schiffe der Hurtigruten haben es schwierig den Kurs zu halten. Im Jahre 2003 ist es bei der bekannten Postschifflinie beinahe zu einem Unglück gekommen, wo ein Schiff bei hohem Wellengang gefährlich nahe unbefahrbarem Gewässer gekommen war und die Passagiere in die Rettungsboote mussten.
Neben der verkürzten Wartezeiten und einer sichereren Fahrt, wäre die Region zudem um eine Attraktion reicher. Die Passagiere der Hurtigruten würden so eine Fahrt durch den ersten Schiffstunnel der Welt erleben können.
Was das Tunnel bauen anbelangt, sind die Norweger sehr erfahren. Bereits der längste oberirdische Autotunnel der Welt befindet sich in Norwegen: Der 24,5 Kilometer lange Lærdaltunnel. Zudem gibt es zahlreiche ober- sowie unterirdische Tunnelanlagen mit Kreuzungen und Kreisverkehren. Auch ans Nordkap kommt man auf dem Straßenwege nur über einen sieben Kilometer langen und bis zu 212 Metern unter den Meeresspiegel führenden Tunnel.
Der Stad-Skipstunnel wird voraussichtlich frühstens 2022 nach vier jähriger Bauzeit fertiggestellt sein. Dann ist Norwegen wieder um eine Attraktion reicher.
Stad Skipstunnel 2014 from NORDWEST3D on Vimeo.